Welchen Stellenwert hat Bewegung in der Eutonie?

Welchen Stellenwert hat Bewegung in der Eutonie: Wie / wozu setzen wir Bewegung ein?

Im Rahmen des 10. Winterkurses „Eutonie in Bewegung“ am 29. 02. 2020 in der Eutonie-Akademie Bremen  haben zwölf EutoniepädagogInnen und 2 Gäste ihre Erfahrungen und Gedanken dazu in mehreren Kleingruppen zusammengetragen und die Ergebnisse auf Karten festgehalten. Die Präsentation der Ergebnisse  wurde digital aufgezeichnet, verschriftlicht und zusammengefasst
von Bernadette Waas

Welchen Stellenwert hat Bewegung in der Eutonie: Wie / wozu setzen wir Bewegung ein? Mit diesen Fragen beschäftigten wir uns in Kleingruppen und kamen zu einem ganzen Kaleidoskop von Antworten:

Bewegung kann aktiv, aber auch passiv erfolgen. Das Bewegt-Werden kann zu einer Erfahrung des  Loslassens führen.

Bewegung kann ganz klein (Mikrobewegungen), aber auch groß sein. Sie kann eingesetzt werden, um den Tonus zu heben oder zu senken. Auch die Bewegungen des autonomen Nervensystems sowie vitale Impulse (z.B. Gähnen) nahmen wir in den Blick.

Bewegung in der Eutonie ist häufig nicht zielorientiert, sondern erfolgt um ihrer selbst willen, zur Selbsterfahrung, zur Berührungs- und Raumerfahrung, zur Konfrontation mit sich selbst und dem, was da ist. Das kann z.B. auch Schmerz sein. Durch das Gewahr-Werden und Akzeptieren eigener Grenzen kann sich der eigene Focus verändern, von der Einschränkung auf das Mögliche, das Verhalten vom Erfüllen von Aufgaben hin zur Selbstfürsorge und Selbstermächtigung.

Im Begreifen funktionaler Körperzusammenhänge und der differenzierten Wahrnehmung von Körperstrukturen kann eine Bewusstheit für  das eigene Sein entstehen. Dabei sind die Gefühle einbezogen: Lachen und Weinen, Spiel und Spaß, ein Überwinden von Scham oder auch Freude im Sich-Zeigen.

Bewegung ermöglicht es, in Kontakt zu kommen, mich auf meine Umwelt und andere Menschen zu beziehen. Sie ermöglicht die Orientierung im Raum, die Aufrichtung durch Widerstand, Zentrierung durch Schwingen.

Wann entsteht Bewegung aus eigenen Impulsen? Wann setzen wir (als Anleiter*in) bewusst einen neuen Impuls? Wann experimentieren wir, verlassen gewohnte Bewegungsmuster? Wie hilft ein Perspektivwechsel dabei? Und wann entsteht Bewegung durch das Loslassen oder auch als Konsequenz im Körper (Stichwort: Zeichnen)? 

Bewegung kann Inspirationsquelle sein, kann die eigene Lebendigkeit bewusst machen und durch das Wahrnehmen im Hier und Jetzt zu größerer Präsenz im Augenblick führen.

Das folgende Zitat von Nora Amin* fasst Vieles von dem Gesagten zusammen und ergänzt es:

 „Bewegung ist nicht nur eine Form der Darstellung, des Selbstausdrucks und der Kommunikation, sie ist auch eine sich selbst stärkende Erfahrung. Die körperlichen und psychologischen Auswirkungen von Bewegungserfahrungen, des In-Bewegung-Seins, stärken die Entwicklung des Selbst und seiner Identität. Und da die Identität auch fortlaufend in Bewegung ist, ständig voranschreitet, fließen sämtliche Aspekte des Lebens und der Aktivität in sie ein.“

Ein spannendes Experiment schloss sich an: Nach dem Brainstorming und Austausch begaben wir uns auf die Matte mit der Aufgabe, das Gesagte in uns zu bewegen und uns davon bewegen zu lassen. Ist es möglich, von der Theorie in die praktische Arbeit überzugehen, die Theorie in Bewegung umzusetzen?

Wir machten sehr unterschiedliche Erfahrungen mit diesem Prozess:

Die Meisten arbeiteten damit eher assoziativ: von einem Bewegungsimpuls ging es zum theoretischen Begriff und wieder zurück, aus dem Spüren zu Aussagen über Bewegung (so wie wir in der Eutonie in aller Regel auch arbeiten). Dabei wurde von Einigen der Prozess als Zentrieren oder auch als ein Verkörpern der Theorie erlebt.

Fazit:Auch wenn die Eutonie häufig als eine eher ruhige Körperarbeit empfunden wird, ist das Spektrum von Bewegung doch sehr vielfältig. Bewegung spielt in der Eutonie eine tragende Rolle.

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