Bericht vom Winterkurs 2018 mit Renate Riese
von Bernadette Waas
Vom 15. bis 18.02.2018 trafen sich in Bremen 13 Eutoniepädagoginnen und –therapeutinnen zum diesjährigen Winterkurs mit Renate Riese in den Räumen der Eutonie-Akademie Bremen. Sie kamen aus den verschiedensten Richtungen angereist, sogar aus den Niederlanden und vom Bodensee.
Zwei sehr unterschiedliche Themen standen auf dem Programm:
1. Das „Zürcher Ressourcenmodell“ – ein theoretisches Modell zum Empowerment von Menschen in pädagogischen Berufen – und mögliche Parallelen mit der praktischen Arbeit der Eutonie Gerda Alexander.
2. bestand ein großes Bedürfnis, sich ausführlich mit Bewegungsgestaltung zu beschäftigen.
Trotz dieser beiden Schwerpunkte kam die Arbeit auf der Matte (forschend – lösend – wohltuend – konfrontierend) nicht zu kurz.
Renate Riese, die mit großer Erfahrung den Kurs leitete, forderte schon gleich zu Beginn die Mitarbeit aller Anwesenden heraus mit der Aufgabe, kurze Anleitungen zum Stehen zu geben.
- Wann ist welcher Einstieg sinnvoll? Für welche Zielgruppe? Mit welcher Vorbereitung?
- Wie setzen wir Sprache ein?
- Wie stellen wir Bezug zum Alltag her?
Schon waren wir mittendrin in Methodik und Didaktik der Eutonie.
Das “Züricher Ressourcenmodell”
Zum „Zürcher Ressourcenmodell (ZRM)“ nach Maja Storch: Es wurde entwickelt, um die Handlungskompetenzen von Menschen in pädagogischen Berufen zu entwickeln und zu verbessern. Es setzt bei den Ressourcen des Einzelnen an, bezieht sich auf die Salutogenese (Veränderungspotenzial gibt es in jedem Menschen) und bietet ein handlungstheoretisches Modell zur Entwicklung psychosozialer Kompetenz in Bezug auf sich selbst (Selbstkompetenz) und auf Andere (soziale Kompetenz) an.
Wir beschäftigten uns in Kleingruppen mit den Fragen:
- Was können EutoniepädagogInnen zur Professionalisierung von Lehrkräften und verwandten Berufen im Sinne des ZRM beitragen?
- Was können wir EutoniepädagogInnen aus dem ZRM lernen?
Die sehr lebhafte und fruchtbare Diskussion machte Allen klar: Das kann erst ein Anfang in der Auseinandersetzung gewesen sein.
Bewegungsgestaltung
Der zweite große thematische Block war die praktische Arbeit mit Bewegungsgestaltung. Aus kleinen Bewegungsaufgaben mit konkreten Vorgaben entlang der eutonischen Prinzipien (Berührung und Zeichnen) entwickelte jede Teilnehmerin ihre eigene Form, die durch immer neue Anregungen (Veränderung der Raumebene, der Dynamik etc.) weiterentwickelt werden konnte.
Anschließend zeigten wir diese vorläufige Bewegungssequenz einer Partnerin, gingen darüber in Kontakt und ließen uns voneinander inspirieren. Und zu guter Letzt kam die Stimme begleitend dazu.
Viele Fragen und innere Themen taten sich im Verlauf des Arbeitens auf:
- Wie gehe ich um mit auftauchender Unlust? Was steckt dahinter?
- Inwieweit bietet eine einmal festgelegte Form Sicherheit?
- Wie weit bleibe ich beim Eigenen, wenn ich in Kontakt gehe?
- Wo ist die Form hinderlich? Was verändert sich durch den Kontakt?
- Wie gestalte ich den Kontakt?
- Wie konkret müssen die Anregungen sein, um mich zu inspirieren?
- Wo eröffnen mir mehr Wahlmöglichkeiten auch mehr Freiheit? Wo werden sie zur Beliebigkeit?
Es gab viele Anregungen für das eigene Forschen, für die Anleitung von Bewegungsimprovisation und –gestaltung. Und die Erkenntnis: Dieser Prozess benötigt viel Zeit und eine gute Heranführung.
„Alles war da: Ruhe, Ernst, Spiel, Lachen…“ nicht nur in dieser Arbeit mit Bewegung, sondern im Verlauf des gesamten Seminars. Der kollegiale Austausch zu den genannten Themen und Fragen und darüber hinaus war wichtig. Gestärkt für den Alltag trennten sich unsere Wege in der Gewissheit: Das war nicht unser letzter Winterkurs in der Eutonie-Akademie Bremen!
Bremen, Februar 2018