Nachlese Winterkurs 2019

Leibliches Lernen Gestalt werden lassen – Eine Nachlese

Vom 14. bis 17. Februar 2019 traf sich eine Gruppe von Eutoniepädagog*innen und Eutonietherapeut*innen, sowie an der Ausbildung Interessierte und eine Atemtherapie-Kollegin zum diesjährigen Winterkurs mit Renate Riese in den Räumen der Eutonie-Akademie Bremen.

Wir beschäftigten uns mit dem folgenden Themenkomplex:

  • Was bedeutet „sich-eutonisch-bewegen“?
  • Was motiviert mich, mich zu bewegen?
  • Was treibt mich an?
  • Was hemmt mich?
  • Welche inneren und äußeren Gründe gibt es dafür?
  • Welche Entscheidungen treffe ich? Ist das eine reine Kopfsache?

Neben der Arbeit auf der Matte setzten wir uns im Gespräch immer wieder mit Aussagen über Bewegung auseinander, vornehmlich mit Zitaten aus der Doktorarbeit von Gudrun Nagel, einer Sportwissenschaftlerin, die funktionale Körperarbeitsverfahren am Beispiel der Eutonie Gerda Alexander untersucht hat. Der Titel: „Leibliches Lernen Gestalt werden lassen“, Berlin 2015

Mit folgenden Sätzen aus dieser Dissertation beschäftigten wir uns in einer assoziativen Weise:

„In jeder menschlichen Bewegung äußert sich ein Verhalten zur Welt.“ (S. 206/207)

„In der Selbstberührung  findet der Mensch nicht sich selbst. Vielmehr realisiert sich auch im Sich-berühren ein Sinn, findet eine Veränderung der Selbst- und Weltbegegnung statt.“ (S.201)

„Das Ich kann nicht in reinen Empfindungen gefunden werden, sondern nur in seiner Beziehung zur Welt.“ (S.199)

Inwieweit finden wir uns als Eutonist*innen darin wieder?

Leibliches Lernen Gestalt werden lassen – in der Praxis

Da das Sprechen über das Erlebte in der Eutonie unmittelbar danach oft so schwierig ist – Worte zu finden braucht Zeit – bot Renate Riese immer wieder Zwischenschritte an, um sich auf kreative Art und Weise etwas vom Erlebten distanzieren zu können bzw. einen Perspektivwechsel einzunehmen:

  • das Gestalten mit Ton (traditionell in der Eutonie), allerdings mit einer gut formbaren Modelliermasse, die immer wieder verwendet werden konnte
  • Assoziatives Schreiben
  • Improvisation, aber auch den Weg von der Improvisation zur Gestaltung (Ansätze einer Studie)
 

Wir beschäftigten uns in der Gruppenarbeit mit der Frage „Was ist eutonische Bewegung?“ Wie sieht eutonische Bewegung aus? Kann man sie fühlen? Kann man sie von außen erkennen? Diese Frage konnte nur individuell beantwortet werden. Viel Beschreibendes fand sich dabei, z.B.: authentisch, angemessen, berührend, ressourcenorientiert, flexibel auf die Situation des Augenblicks reagierend. Das warf die Frage auf, ob z.B. auch Aggression eutonisch sein kann.

Eine Frage blieb offen: Gibt es Defizite in der Eutonie, z.B. die Einbeziehung des Alltags?

Die Gruppe bot einen sicheren Rahmen und offenen Raum zugleich für das eigene Forschen und Auseinandersetzen. Der Kurs bot die Möglichkeit zum Perspektivwechsel, war Inspiration und Ausdrucksmöglichkeit zugleich. Wir freuen uns auf eine Fortsetzung – spätestens im nächsten Jahr!

Bernadette Waas, April 2019

P.S. der nächste Winterkurs mit Renate Riese findet vom 27.2. – 1.3.2020 in Bremen statt.

Schreibe einen Kommentar